Lebend-Impfstoffe - Immunsuppressiv wirkende Biologika
Biologika können auf verschiedenen Wegen die zelluläre und humorale Immunantwort beeinträchtigen.Ein 3 Monate alter Säugling, der nach der Anwendung von Infliximab während der Schwangerschaft eine BCG-Impfung erhielt, verstarb anderthalb Monate später an disseminierter Tuberkulose.
Verminderte Immunantwort; Infektion durch den Impfkeim nicht auszuschliessen
Die genannten Fusionsproteine und monoklonalen Antikörper können möglicherweise eine generalisierte Infektion durch den Impfkeim hervorrufen und die Immunantwort beeinträchtigen.
Die Applikation von Lebend-Impfstoffen ist bei relevanter Immunsuppression zu vermeiden. Die Patienten sollen, soweit möglich, vor Beginn der Behandlung mit den Biologika alle Impfungen nach den geltenden Impfempfehlungen erhalten.Die Elimination der Biologika nach dem Absetzen und damit die immunsuppressive Wirkung kann mehrere Monate anhalten.Abatacept: Lebendvakzine sollen nicht innerhalb von 3 Monaten nach Absetzen gegeben werden.Guselkumab: Vor der Gabe eines Lebend-Impfstoffs soll die Behandlung für mindestens 12 Wochen ausgesetzt und frühestens 2 Wochen danach wieder aufgenommen werden.Risankizumab: Innerhalb von 4 Wochen vor und 21 Tagen nach der Behandlung sollen keine abgeschwächten Lebendimpfstoffe angewendet werden.Siltuximab: Innerhalb von 4 Wochen vor und während der Behandlung sollen keine abgeschwächten Lebendimpfstoffe angewendet werden.Tildrakizumab: Vor der Gabe eines Lebend-Impfstoffs soll die Behandlung für mindestens 17 Wochen ausgesetzt sein und frühestens 4 Wochen nach der Impfung soll die Behandlung fortgesetzt werden.Bei Säuglingen, die in utero einem immunsuppressiven Biologikum ausgesetzt waren, wird vor Anwendung von Lebend-Impfstoffen eine Wartezeit von 5-12 Monaten nach der Geburt empfohlen.
Nicht empfohlen (vorsichtshalber kontraindiziert)
TNF-Antagonisten - Immunsuppressiva
Vermutlich addieren sich die immunsuppressiven Effekte der Arzneistoffe und erhöhen so die Anfälligkeit auch für schwere Infektionen. In einer Studie führte die Kombination von Etanercept mit Anakinra häufiger zu schweren Infektionen als die Monotherapie mit Etanercept und wies keinen zusätzlichen Nutzen auf.
Erhöhtes Risiko schwerer Infektionen
In klinischen Studien wurde bei gleichzeitiger Behandlung mit TNF-Blockern und Immunsuppressiva wie Anakinra bzw. Abatacept ein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen, jedoch kein zusätzlicher Nutzen beobachtet.
Die genannten TNF-Antagonisten (Adalimumab, Certolizumab, Etanercept, Golimumab, Infliximab) sollen vorsichtshalber nicht in Kombination mit den Immunsuppressiva Anakinra, Canakinumab oder Abatacept angewendet werden.
Nicht empfohlen (vorsichtshalber kontraindiziert)
Brivudin - Immunsuppressiva
Die Wirksamkeit von Brivudin in der Dosierung von 125 mg einmal täglich über sieben Tage wurde nur bei immunkompetenten Patienten untersucht. Für die Wirksamkeit bei immunsupprimierten Patienten gibt es keine klinischen Belege.
Möglicherweise verminderte virustatische Wirksamkeit von Brivudin
Bei Patienten unter immunsuppressiver Therapie ist die virustatische Wirksamkeit von Brivudin gegen Herpes zoster unsicher. Ausserdem sind Patienten mit Immunschwäche durch eine Infektion mit Herpes zoster besonders gefährdet.
Eine Infektion mit Herpes zoster bei immungeschwächten Patienten soll nicht mit Brivudin behandelt werden. Da diese Patienten durch eine Herpes-zoster-Infektion besonders gefährdet sind, sollen sie umgehend ein Virustatikum erhalten, dessen Wirksamkeit auch bei immungeschwächten Patienten belegt ist, z. B. Aciclovir.
Nicht empfohlen (vorsichtshalber kontraindiziert)
Saccharomyces cerevisiae (boulardii) - Immunsuppressiva
Immunsuppressiv wirkende Arzneistoffe unterdrücken die Immunreaktion beim Kontakt mit Krankheitserregern. Saccharomyces-Infektionen werden dadurch begünstigt. Saccharomyces ist ein lebender Mikroorganismus, der bei abwehrgeschwächten Patienten durch Migration aus dem Magen-Darm-Trakt in den Blutkreislauf oder durch äussere Verunreinigung von Zentralvenenkathetern generalisierte Hefeinfektionen hervorrufen kann.
In Einzelfällen: Fungämien und generalisierte Hefeinfektionen
Patienten, die während einer immunsuppressiven Behandlung Hefepräparate (Saccharomyces cerevisiae bzw. boulardii) erhielten, erkrankten in Einzelfällen an Fungämien und Hefeinfektionen innerer Organe. Immunsuppressiv wirken die meisten Zytostatika, viele monoklonale Antikörper, Mittel zur Behandlung von rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn und Multipler Sklerose sowie Stoffe zur Verhinderung der Transplantatabstossung.
Patienten mit geschwächter Immunabwehr infolge immunsuppressiver Behandlung dürfen keine Arzneimittel mit Trockenhefe aus Saccharomyces cerevisiae (boulardii) erhalten.
Nicht empfohlen (vorsichtshalber kontraindiziert)
Allergenextrakte - Immunsuppressiva
Die Wirksamkeit der spezifischen Immuntherapie setzt vermutlich ein funktionierendes Immunsystem voraus. Untersuchungen zum Einfluss einer immunsuppressiven Therapie auf die Effektivität einer Hyposensibilisierung liegen aber nicht vor.
Verminderte Wirksamkeit der Hyposensibilisierung möglich
Es wird erwartet, dass die Wirksamkeit der spezifischen Immuntherapie durch die Behandlung mit Immunsuppressiva beeinträchtigt wird.
Solange eine Immunsuppression durch immunsuppressiv wirkende Arzneimittel anhält, soll keine Hyposensibilisierung begonnen werden.
Nicht empfohlen (vorsichtshalber kontraindiziert)