Zentraldämpfende Stoffe - Alkoholhaltige Arzneimittel
In erster Linie beruht die Wechselwirkung auf additiven pharmakodynamischen Effekten: Alkohol unter ca. 0,5 Promille hemmt im ZNS inhibitorische, über ca. 0,5 Promille auch exzitatorische Neurone. Die Wirkungen von zentraldämpfenden Arzneistoffen werden daher ab einer Blutalkoholkonzentration von etwa 0,5 Promille deutlich verstärkt. Eine vermehrte Absorption (z.B. durch Metoclopramid) sowie eine Hemmung des oxidativen Metabolismus können darüber hinaus eine Rolle spielen.
Die Interaktion ist auch bei Augenzubereitungen möglich: die Arzneistoffe werden über die Binde- und die Nasenschleimhaut unter Umgehung des hepatischen First-pass-Effekts absorbiert, so dass wirksame Plasmakonzentrationen resultieren können.
Verstärkte zentraldämpfende Wirkungen
Alkohol, inkl. in Arzneimitteln, kann die zentraldämpfenden Wirkungen vieler Pharmaka unvorhersehbar verstärken: vor allem Sedierung, Benommenheit und Konzentrationsstörungen können vermehrt bzw. verstärkt auftreten.
Die Konzentrationsfähigkeit (z.B. im Strassenverkehr) kann stark beeinträchtigt sein.
In Einzelfällen können lebensbedrohliche Zustände durch Atemdepression und kardiovaskuläre Effekte auftreten.
Patienten, die zentraldämpfende Pharmaka erhalten, müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass schon geringe Alkoholmengen, wie in Arzneimitteln, die Wirkungen der Arzneistoffe unvorhersehbar verstärken oder verändern können und somit die Konzentrationsfähigkeit (z.B. im Strassenverkehr) erheblich beeinträchtigen.
Eine alkoholfreie Alternative für das alkoholhaltige Arzneimittel ist zu erwägen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Brivaracetam - Rifampicin
Rifampicin kann als starker Induktor von CYP-Enzymen offenbar den oxidativen Metabolismus von Brivaracetam beschleunigen: Rifampicin, 600 mg über 5 Tage, reduzierte bei gesunden Probanden die AUC von Brivaracetam im Schnitt um 45 %.
Verminderte antiepileptische Wirksamkeit von Brivaracetam möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit Rifampicin kann die antiepileptische Wirksamkeit von Brivaracetam möglicherweise beeinträchtigen.
Bei Beginn oder Ende einer Behandlung mit Rifampicin, ist eine entsprechende Anpassung der Brivaracetam-Dosierung zu erwägen.
Vorsichtshalber überwachen
Brivaracetam - Johanniskraut
Brivaracetam wird überwiegend über Hydrolyse und sekundär über Hydroxylierung metabolisiert, wobei CYP2C19 eine Rolle zu spielen scheint. Johanniskraut ist ein CYP2C19-Induktor.
Verminderte Wirksamkeit von Brivaracetam möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit Johanniskraut kann möglicherweise die antiepileptische Wirksamkeit von Brivaracetam beeinträchtigen.
Unter der Therapie mit Brivaracetam soll eine Behandlung mit Johanniskraut unter sorgfältiger Beobachtung der antiepileptischen Wirksamkeit begonnen oder beendet werden.
Vorsichtshalber überwachen