Zentraldämpfende Stoffe - Alkoholhaltige Arzneimittel
In erster Linie beruht die Wechselwirkung auf additiven pharmakodynamischen Effekten: Alkohol unter ca. 0,5 Promille hemmt im ZNS inhibitorische, über ca. 0,5 Promille auch exzitatorische Neurone. Die Wirkungen von zentraldämpfenden Arzneistoffen werden daher ab einer Blutalkoholkonzentration von etwa 0,5 Promille deutlich verstärkt. Eine vermehrte Absorption (z.B. durch Metoclopramid) sowie eine Hemmung des oxidativen Metabolismus können darüber hinaus eine Rolle spielen.
Die Interaktion ist auch bei Augenzubereitungen möglich: die Arzneistoffe werden über die Binde- und die Nasenschleimhaut unter Umgehung des hepatischen First-pass-Effekts absorbiert, so dass wirksame Plasmakonzentrationen resultieren können.
Verstärkte zentraldämpfende Wirkungen
Alkohol, inkl. in Arzneimitteln, kann die zentraldämpfenden Wirkungen vieler Pharmaka unvorhersehbar verstärken: vor allem Sedierung, Benommenheit und Konzentrationsstörungen können vermehrt bzw. verstärkt auftreten.
Die Konzentrationsfähigkeit (z.B. im Strassenverkehr) kann stark beeinträchtigt sein.
In Einzelfällen können lebensbedrohliche Zustände durch Atemdepression und kardiovaskuläre Effekte auftreten.
Patienten, die zentraldämpfende Pharmaka erhalten, müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass schon geringe Alkoholmengen, wie in Arzneimitteln, die Wirkungen der Arzneistoffe unvorhersehbar verstärken oder verändern können und somit die Konzentrationsfähigkeit (z.B. im Strassenverkehr) erheblich beeinträchtigen.
Eine alkoholfreie Alternative für das alkoholhaltige Arzneimittel ist zu erwägen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Kontrazeptiva, hormonale - Perampanel
Der pharmakokinetische Mechanismus ist nicht geklärt. Bei gesunden Frauen verringerten 12 mg Perampanel täglich (nicht aber 4 mg oder 8 mg) über 21 Tage die Levonorgestrel-AUC im Schnitt um 40 %; die Bioverfügbarkeit von Ethinylestradiol wurde durch 12 mg Perampanel nicht verändert, während die maximale Plasmakonzentration um etwa 18 % abnahm.
Verminderte kontrazeptive Wirksamkeit möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit dem Antiepileptikum Perampanel in einer höheren Dosierung von 12 mg täglich kann möglicherweise die kontrazeptive Wirksamkeit von gestagenhaltigen hormonalen Kontrazeptiva beeinträchtigen.
Frauen, die Perampanel in einer Dosierung von 12 mg täglich erhalten, wird empfohlen, zusätzliche Verhütungsmethoden (Intrauterinpessar, Kondom) anzuwenden.
In bestimmten Fällen Überwachung bzw. Anpassung nötig
Perampanel - Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenytoin
Vermutlich induzieren die Antiepileptika den oxidativen Metabolismus von Perampanel: Bei Patienten mit fokalen bzw. tonisch-klonischen Anfällen, die in Placebo-kontrollierten klinischen Studien Perampanel in einer Dosierung bis zu 12 mg/Tag bzw. bis zu 8 mg/Tag erhielten, war die Clearance von Perampanel erhöht, wenn gleichzeitig mit Carbamazepin (2,75-fach), Phenytoin (1,7-fach) und Oxcarbazepin (1,9-fach) behandelt wurde. Ausserdem verringerte Perampanel die Clearance von Oxcarbazepin um etwa 26 %; der Einfluss von Perampanel auf die Plasmakonzentrationen des aktiven Metaboliten Monohydroxycarbazepin ist nicht bekannt. Perampanel zeigte keine Wechselwirkungen mit Phenobarbital bzw. Primidon.
Verminderte antiepileptische Wirksamkeit von Perampanel möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit den enzyminduzierenden Antiepileptika Carbamazepin, Oxcarbazepin oder Phenytoin kann die antikonvulsive Wirksamkeit von Perampanel möglicherweise beeinträchtigen. Ausserdem können die Wirkungen von Oxcarbazepin möglicherweise verstärkt werden.
Die möglichen Veränderungen der Plasmakonzentrationen von Perampanel bzw. Oxcarbazepin sind bei der Kombinationstherapie bzw. beim Absetzen von Carbamazepin, Oxcarbazepin oder Phenytoin ggf. durch Dosisanpassungen zu berücksichtigen.
Vorsichtshalber überwachen
Perampanel - Enzyminhibitoren (CYP3A4), starke
Hemmung des oxidativen Metabolismus von Perampanel durch CYP3A4: Ketoconazol, 400 mg täglich über 10 Tage, erhöhte bei gesunden Probanden die AUC von Perampanel um ca. 20 %. Ein stärkerer Anstieg der Bioverfügbarkeit von Perampanel kann nicht ausgeschlossen werden, wenn ein CYP3A-Inhibitor mit längerer Halbwertszeit als Ketoconazol gegeben oder wenn der CYP3A-Inhibitor länger angewandt wird.
Verstärkte Wirkungen von Perampanel möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit starken CYP3A4-Inhibitoren (Boceprevir, Clarithromycin, Cobicistat, Diltiazem, Idelalisib, Indinavir, Itraconazol, Ketoconazol, Posaconazol, Ritonavir, Saquinavir, Telaprevir, Telithromycin, Voriconazol) kann möglicherweise die Wirkungen von Perampanel verstärken.
Ist die gleichzeitige Behandlung mit Perampanel und einem der genannten CYP3A4-Inhibitoren erforderlich, muss auf eventuell verstärkte unerwünschte Wirkungen von Perampanel besonders geachtet werden; wenn nötig, sollen die Dosierungen angepasst oder geeignete Alternativarzneimittel eingesetzt werden.
Vorsichtshalber überwachen
Perampanel - Enzyminduktoren (CYP3A4), starke
Perampanel wird überwiegend durch CYP3A metabolisiert und anschliessend glucuronidiert. Daher ist anzunehmen, dass starke CYP3A4-Induktoren den oxidativen Metabolismus beschleunigen und die Perampanel-Plasmakonzentrationen senken. Carbamazepin senkte bei gesunden Probanden die Perampanel-Plasmakonzentrationen um ca. zwei Drittel. Phenobarbital veränderte die Perampanel-Plasmakonzentrationen nicht.
Verminderte Wirksamkeit von Perampanel möglich
Starke CYP3A4-Induktoren (Enzalutamid, Johanniskraut, Mitotan, Rifampicin) können möglicherweise die Wirksamkeit von Perampanel beeinträchtigen.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit starken CYP3A4-Induktoren soll auf ausreichende antikonvulsive Wirksamkeit von Perampanel geachtet und die Dosierung nach Bedarf erhöht bzw. nach dem Absetzen des CYP3A4-Induktors wieder verringert werden.
Vorsichtshalber überwachen